

In meinem letzten Artikel ging es um den medialen Einfluss und wie dieser negativ auf den Kinderwunsch wirken kann. Eure Reaktionen darauf waren ganz unterschiedlich, manche können das ganz gut ausblenden und belasten sich nicht mehr damit, anderen bereitet es schon noch Schwierigkeiten. Eure Emails an mich, sind immer sehr wertvoll. Also erst einmal ein herzliches Dankeschön, an Euch!
Recherche
Während der Recherche zum letzten Artikel bin ich wieder über den NDR Bericht: PCO-Syndrom: Abnehmen hilft beim Schwangerwerden gestolpert. Ich hab diesen Bericht schon vorab mal gesehen und auch schon in Gruppen davon gelesen. Meist waren die Kommentare dazu sehr positiv. Mich aber, stört der Bericht. Warum?
Was stört mich?
Ich finde den Aufbau ganz ok, in der Kürze des Berichts wurde auch alles einmal kurz erwähnt, was so allgemein zum PCO-Syndrom dazu gehören kann. In den Zusatzinformationen auf der NDR Seite, kann man auch alles nochmals schriftlich nachlesen. Dort sind dann auch die allgemeinen Infos zum PCO-Syndrom zu finden. Soweit alles ok. Die beiden Experten waren auch ganz sympathisch und haben Informationen gut weitergegeben und waren einfühlsam. Was also habe ich jetzt zu meckern? Einmal geht es mir um das Obst. Natürlich hat Obst Fruchtzucker, und auch Fruchtzucker ist bei Insulinresistenz Gift. Aber es wurde meiner Meinung nach, nicht genug herauskristallisiert, dass beim Verzehr des weniger Fruchtzuckerhaltigen Obstes durchaus ein gesundes Lebensmittel vorliegt. Und die allgemeine Aussage, dass man auch von Obst dick werden kann, finde ich zu reißerisch. Warum? Weil Obst durchaus gesünder als viele andere Lebensmittel sind, und man ein gesundes Lebensmittel nicht so einfach verallgemeinert schlecht machen sollte. Bin ich da zu empfindlich? Möglich. Es steht jedoch auch im Zusammenhang mit der Darstellung der Betroffenen.
Darstellung PCO-Betroffenen
Mir tut sie sehr leid, denn ich finde, sie wurde sehr unvorteilhaft dargestellt. Es wurden sehr viele Klischees bedient. Muss das sein? Natürlich haben sehr viele von uns Übergewicht, aber ernähren wir uns alle Hauptsächlich von Süßigkeiten, Nudeln und Pizza? Ich wage es mal zu behaupten: Nein, dem ist nicht so. Und das stört mich. Denn es ist einfach ein Klischee für Dicke bedient worden.
Ernährung der Betroffenen
Die Ernährung der Betroffenen, war schon sehr extrem ungesund. Und sie hat auch selbst gesagt, dass hier eine ganz andere Essensmotivation im Hintergrund stand, und es ihr zu anstrengend ist, bzw. sie auch nicht weiß was sie kochen sollte. Wenn hier schon so eine auffällige Fehlernährung vorliegt, dann ist es nicht mit einer kurzen Aufklärung getan. Dann muss die Hilfe weitergehen. Dann hätte man ihr hier ein Coaching anbieten können, und sie in diesen 6 Monaten wirklich und wahrhaftig begleiten können, damit sie es geschafft hätte, alte Strukturen zu durchbrechen. Denn was kam denn nach 6 Monaten raus? 3 Kilo weniger, aber nur 100 g Körperfett. Ist das nach 6 Monaten motivierend? Nein, das glaube ich nicht. Ihr letzter Satz, hat es eigentlich auch schon verraten: Ich sollte/darf nicht aufgeben. Ich darf nicht aufgeben. In ihrem Kopf ist es noch gar nicht angekommen.
Gerade hier in diesem Beispiel, wäre es durchaus sinnvoll gewesen, die Süßigkeiten erst einmal durch einen Apfel oder Orange zu ersetzen. Es muss ja nicht ständig eine Banane sein. Aber selbst wenn ich jedes zweite Mal eine Banane statt einer Schokolade esse, habe ich dabei schon eine gesündere Alternative zur Süßigkeit. Habe ich diesen Schritt geschafft, dann kann ich weitergehen.
Einfühlungsvermögen für den Kinderwunsch und aktive Hilfe
Ein weiterer Punkt der mich persönlich stört ist, dass die Betroffene 32 Jahre alt ist, und ihr außer einer Gewichtsreduktion keinerlei weitere Information oder Aufklärung zugekommen ist. Zumindest nicht ersichtlich für den Zuschauer. In den allgemeinen Infos zum Lesen, stand natürlich die Möglichkeit von Clomifen, aber eine direkte Aufklärung fand nicht statt. Im Kinderwunsch spielt aber auch gerade das Alter mit eine Rolle und die Qualität unserer Eizellen und auch die Anzahl sinken bereits mit Mitte 20. Also hätte hier bei einer Betroffenen mit 32 Jahren, meiner Meinung nach, auch ein Professionelles Gespräch über die Möglichkeiten in einer Kinderwunschklinik stattfinden müssen. Am Gesprächsanfang hatte sie nämlich, den Kinderwunsch als ihre Hauptbelastung angegeben. Und in einem Nebensatz wurde später kurz erwähnt, dass sie es bereits seit längerer Zeit versuchen.
Fazit:
Für eine kleine Grundinformation zur Krankheit war die Sendung ganz ok. Für näheres solltest Du Dich immer selber ganz genau und gut beraten lassen. Falls es Dir Ernährungstechnisch ebenso geht, wie der gezeigten Betroffenen, dann hol Dir professionelle Hilfe und baue alte Strukturen ab. Ein bestehender Kinderwunsch sollte nicht nur aufs Gewicht reduziert sein, man sollte wirklich auf die Frau eingehen und ihr auch weitere Alternativen aufzeigen. Natürlich darf bei all diesem, die Gewichtsreduktion nicht vergessen werden, aber eben nicht allein darauf reduzieren. Bin ich zu empfindlich? Was ist Deine Meinung? Wie empfindlich reagierst Du?
Alles Liebe
Tanja