

Ich durfte auf den Berliner Kinderwunschtagen ein wundervolles Interview mit Lauri Berger de Brito führen. Sie selbst ist Mitgründerin von Agency for Surrogacy Solutions Inc., einer Agentur für Leihmutterschaft in den USA.
Warum habe ich das Interview mit Lauri führen wollen?
Natürlich gibt es sehr viele Agenturen für Leihmutterschaft und auch auf den Kinderwunschtagen in Berlin, waren mehrere vertreten. Aber ich habe tatsächlich nach Bauchgefühl entschieden. Lauri sprach mich an und sie war mir sofort sympathisch. Es hatte sich spontan ein Gespräch ergeben und aus dem heraus habe ich dann das Interview geführt.
Wie sich herausstellte, war die Herzlichkeit, die ich empfand nicht von ungefähr. Sowohl Lauri, als auch Kathryn, sind beide diesen Weg selbst gegangen. Lauri bekam ihre erste Tochter durch IVF, jedoch kein weiteres. Sie hatten beide mit sämtlichen medizinischen Möglichkeiten versucht ein Kind zu bekommen, doch es klappte leider nicht. Und dann gingen beide den Weg der Leihmutterschaft. Sie fühlten sich selbst nicht wirklich wohl dabei, da sie immer das Gefühl hatten, nicht wirklich umsorgt und gut aufgehoben zu sein. Es wurde zwar alles rechtliche und finanzielle geklärt, aber sie als zukünftige Eltern waren emotional völlig allein gelassen. Aus diesem Grund entstand ihre Agentur.
Inzwischen sind sie beide sehr glücklich mit ihren Familien. Kathryn hat eineiige Zwillingsjungs und Lauri bekam noch ein weiteres Mädchen und 2 Jungs. Ihnen ist beiden der 100% persönliche und emotionale Kontakt ebenso wichtig wie die Erreichbarkeit und Offenheit. Dies hat sich auch in unserem Gespräch wiedergespiegelt.
Leihmutterschaft in Deutschland
Leihmutterschaft ist bei uns in Deutschland verboten. Das heißt, wenn Du alle medizinischen Möglichkeiten in Deutschland versucht hast, dann ist der einzige weitere Weg eine Adoption. Die Leihmutterschaft wird in Deutschland immer sehr negativ dargestellt, oder es wird gar nicht offen darüber gesprochen, da es hier illegal ist. Somit haftet dem ganzen etwas unseriöses an.
Aber stimmt das wirklich? Und wie ist überhaupt der Ablauf einer Leihmutterschaft? Mit meinem Interview will ich etwas Klarheit schaffen.
Interview zur Leihmutterschaft in den USA mit Lauri Berger de Brito
Hallo Lauri, Danke dass Du Dir Zeit für ein Interview mit mir nimmst. Mich interessiert zuerst einmal, was Interessierte aus Deutschland tun sollten, wenn sie zu Euch kommen wollen, oder eine Agentur suchen?
Sie sollten uns kontaktieren, per Mail, Skype, Telefon. Am Anfang ist es sehr einfach, man kann eine Google Suche nach Agenturen machen. Aber das allerwichtigste dabei ist: Man sollte sich sicher darüber sein, mit welchen Menschen man zusammen arbeiten möchten. Man sollte die für sich richtigen Menschen finden. Dafür sollte man unbedingt die Empfehlungen für die Agentur überprüfen. Oder ob es überhaupt Empfehlungen gibt. Und sehr wichtig ist es auch, darauf zu achten, ob die Agentur eine gute Vernetzung zu guten Kliniken hat. Und natürlich was ehemalige Klienten zu dieser Agentur sagen.
Ist es erlaubt die Leihmutter zu treffen?
Ja, absolut. Wir unterstützen das komplett. Wir möchten keine Leihmutterschaft in der die zukünftigen Eltern keinen Kontakt zur Leihmutter haben. Und in den Vereinigten Staaten ist es auch vom Gesetz erlaubt.
Wir finden es sogar sehr wichtig und ermutigen die zukünftigen Eltern dazu ein Band mit der Leihmutter zu knüpfen. Zwischen Leihmutter und zukünftige Eltern sollte eine Beziehung entstehen und nicht mit uns als Agentur. Wir kümmern uns um alles drum herum, sind für alle Fragen da, versuchen alles so einfach wie möglich zu machen, aber eine emotionale Verbindung sollte zwischen der Leihmutter und den zukünftigen Eltern entstehen. Auch ist die Leichmutter mit den zukünftigen Eltern verbunden und nicht mit dem Baby. Natürlich kümmert sie sich um das Baby, versorgt es, achtet es und liebt es, das ist ihre Aufgabe, aber sie hat das Band mit den zukünftigen Eltern und möchte mit ihnen alle freudigen Momente teilen.
Ich nenne die Leihmütter „Gutmenschen“, sie wollen wirklich andere Menschen glücklich machen. Sie hatten bereits erfolgreiche Schwangerschaften, ihre Kinder bedeuten ihnen alles, eine Leihmutterschaft ermöglicht es ihnen etwas an Glück zurückzugeben. Das ist der Grund warum sie es tun und deren größte Freude ist es, die freudigen Momente der Schwangerschaft mit den zukünftigen Eltern zu teilen.
Wozu ist diese Verbindung so wichtig?
Es geht nicht darum, dass sich hier die besten Freunde finden. Die Leihmutter knüpft dieses Band mit den zukünftigen Eltern und erlebt mit ihnen die Schwangerschaft und Geburt. Oftmals entwickelt sich in dieser Zeit eine Freundschaft. Manchmal bleibt diese Freundschaft ein Leben lang bestehen, manchmal relativiert sich das im Laufe der Zeit und es bleibt ein loser Kontakt. Aber Kontakt sollte man unbedingt halten, denn irgendwann wird einen das Kind fragen, vor allem bei gleichgeschlechtlichen Paaren: Wo komme ich denn her?
Bei meiner Tochter zum Beispiel ist es jetzt 13 Jahre her und ich schicke unserer Leihmutter zu jedem Geburtstag, Muttertag und all die Feiertage ein Bild von ihr, denn wie sollte ich gerade an solchen Tagen nicht an sie denken, wo sie mir doch das größte Geschenk meines Lebens gegeben hat. Gerade am Anfang, als meine Tochter geboren war, da versendete ich an alle unzählige Fotos. Das tun wahrscheinlich die meisten glücklichen Eltern eines Neugeborenen. Irgendwann hörten die Freunde auf sich mit mir zu freuen und sagten mal: Okay, es reicht jetzt, hör auf mir Bilder zu schicken. Meine Leihmutter freute sich immer mit mir und sagte genau das Gegenteil: schick mir weitere Bilder. Das ist der Unterschied, es ist ein tiefes Band geknüpft und es kümmert die Leihmutter wirklich, ob es allen gut geht.
Was sollten Eltern ihren Kindern später erzählen?
Wir glauben an die Ehrlichkeit. Ich habe es meinen Kindern von Tag 1 an erzählt, obwohl sie es natürlich da noch nicht verstehen konnten. Ich habe ihnen wirklich schon als Babys immer und immer wieder die ganze Geschichte erzählt. Dadurch habe ich mich selbst immer wohler gefühlt und hatte somit später bereits eine große Sicherheit als mir meine Kinder tatsächlich weitere Fragen stellten. In Kurzfassung habe ich erzählt, wir hatten diese Eizellspende, das Sperma von Papa, wir mussten zum Arzt gehen und der Embryo kam in Cindy und 9 Monate später kamst Du zu uns. Wir wollten Dich so sehr und wir gingen durch diese extremen Situationen um Dich zu haben.
So offen können wir in den USA sein, augenscheinlich geht das so nicht in Deutschland. Aber wenn das Kind alt genug ist, dann glauben wir trotzdem dass es das beste ist ihm die Wahrheit zu sagen. Natürlich möchte hier niemand, dass sein Kind dies überall herum erzählt, deswegen sollte man es immer altersgerecht erzählen. Aber Ehrlichkeit ist für uns immer am wichtigsten, denn das schlimmste was passieren könnte ist, dass sie es später selbst herausfinden. Und dass sie sich dann dafür schämen und es nicht annehmen können.
So wie es in früheren Zeiten adoptierten Kindern erging, als man dies meistens noch verschwieg. Denen ihre Welt brach zusammen, weil man nicht ehrlich zu ihnen war. Dies ist nichts, was wir bei einer Leihmutterschaft wiederholen sollten. Es ist nichts daran, wofür man sich schämen sollte. Das Kind sollte immer wissen, wie sehr man es wollte und das dies die Extremen waren, durch die man dafür ging. Das gleiche gilt auch für die Eizellspende oder Spermaspende. Wir ermutigen und unterstützen unsere Klienten dabei, es altersgerecht den Kindern zu erzählen, damit die Kinder weder einen Schock bekommen, noch sich schämen.
Das Kind sollte wissen, es ist ein Geschenk. Schließlich sind alle Kinder aus welcher Behandlung auch immer absolute Wunschkinder.
Genau!
Wie werden die Leihmütter überprüft?
Nun, die Klinik wird eine komplette medizinische Beurteilung erstellen. Es wird ein kompletter Bluttest gemacht und getestet auf Nikotin, Alkohol, Drogen, Geschlechtskrankheiten. Ebenso wird eine komplette biologische Untersuchung durchgeführt. Unsere Agentur macht zudem eine komplette Hintergrundüberprüfung mit Privatdetektiven.
Genau diese Frage ist sehr wichtig, wenn man an dem Punkt ist, an dem man wirklich eine passende Agentur sucht. Wie überprüft ihr eure Leihmütter? Wo bekommt ihr eure Leihmütter her? Denn dies ist nicht bei jeder Agentur gleich.
Die meisten unserer Leihmütter haben wir durch Empfehlungen von Leihmüttern mit denen wir bereits zusammen arbeiten, oder auch durch Kliniken mit denen wir zusammenarbeiten. Sie wollen sicher keiner Agentur, die ihre Leihmütter übers Internet findet.
Weil ich dann nicht weiß, ob die Leihmutter es nur für das Geld tun möchte und sich nicht wirklich kümmert bzw. nicht geeignet ist?
Ja, ganz genau. Das wäre bei Agenturen die ohne engmaschige Überwachung arbeiten möglich.
Bei uns ist dies nicht möglich, denn selbst wenn sie mir sagen würde, sie hatte perfekte Schwangerschaften, muss ihr Arzt dies bestätigen und bestätigen, dass sie für eine weitere Schwangerschaft bereit ist. Zusätzlich wird dann noch der Reproduktionsmediziner sein Einverständnis dazu geben, dass sie die richtige Leihmutter ist und bereit das Baby auszutragen.
Also selbst wenn eine wirklich liebevolle Bewerberin zur Leihmutter schlicht vergessen haben sollte, dass sie in einer ihrer Schwangerschaften Schwangerschaftsdiabetes hatte, wird dies ziemlich sicher durch einen der Ärzte aufgedeckt. Es ist ein sehr großer Prozess, der vorab stattfindet. Bevor wir jemanden in unserer Agentur überhaupt aufnehmen ist schon sehr viel an Überprüfung erfolgt. Und hoffentlich machen dies die anderen Agenturen ebenfalls so.
Muss die Bewerberin zur Leihmutter bereits ein eigenes Kind aus einer eigenen Schwangerschaft haben?
Ja, absolut. Bei uns in der Agentur muss sie das.
Und sie muss dass, damit es nicht zu Komplikationen kommt? Zum Beispiel dass sie das Kind nicht mehr hergeben will?
Nein, sondern aus medizinischer Sicht, dass bereits eine komplett unkomplizierte und risikofreie Schwangerschaft und Geburt stattgefunden hat. Es ist ein Mythos den jedermann überall hört im TV oder dergleichen, dass Leihmütter die Babys einfach behalten wollen. Ich persönlich habe noch nie solch einen Fall erlebt.
Ist es erlaubt, dass ein Familienmitglied das Kind austrägt, z.B. die Schwester?
Ich denke schon, das muss dann mit dem Reproduktionsmediziner abgesprochen werden, denn eine Agentur hat in diesem Fall nichts damit zu tun. Aber nochmals, es ist ein extremer und anstrengender Weg. Und man möchte diesen sicher nicht gehen, oder sein Geld dafür ausgeben, ohne zu wissen, dass es auch möglich ist. Es sollte immer die bestmöglichste Ausgangssituation gegeben sein. Deswegen sollte in einem solchen Fall, die Schwester bereits ein Kind haben, damit man mehr Sicherheit hat. Es ist schließlich möglich, dass sie selbst auch Fruchtbarkeitsprobleme hat.
Ich selbst kenne nur den Fall, dass einmal eine Mutter für ihre Tochter das Kind ausgetragen hat, aber offensichtlich hatte sie ja bereits vorher ein Kind zur Welt gebracht.
Es ist also immer die beste Ausgangssituation, wenn die Leihmutter bereits selbst ein eigenes Kind bekommen hatte. Zudem, um auf diesen Mythos zurückzukommen, kann man sich dadurch auch sicherer sein, dass sie kein Band zum Kind knüpft und es behalten möchte.
Was sollten deutsche Paare, hier in Deutschland vorab tun? Sollen sie zu ihren eigenen Ärzten gehen, alles checken lassen und dann die Ergebnisse ihnen schicken?
Ja, genau. So ist es am einfachsten. Was ein deutsches Paar, bestehend aus einer Frau und einem Mann tun sollte, wäre es zu überprüfen ob ihre Eizellen und sein Sperma verwendet werden kann. Wenn dies alles überprüft ist, können sie eine Agentur kontaktieren. Durch die Agentur werden sie dann mit einer Reproduktionsklinik verbunden, die Agentur kann hier sicherlich einige zur Auswahl stellen. Was das Paar sicherlich möchte und auch sicherstellen sollte ist, dass sie mit einer der Top-Kliniken zusammenarbeiten können.
Gibt es in den USA einen sehr großen Unterschied zwischen den Kliniken?
Ja, das gibt es. Und da die USA so groß sind, ist es auch sehr schwierig für einen einzelnen die verschiedenen Kliniken miteinander zu vergleichen, es gibt Billionen an Kliniken. Und der Unterschied ist einfach sehr groß. Es gibt viele Durchschnittskliniken und dann gibt es Top-Kliniken, die dies die ganze Zeit machen und sehr hohe Erfolgsraten dadurch haben.
Und diese Kliniken, kann ihre Agentur empfehlen?
Ja, wir arbeiten mit den Top-Kliniken zusammen und können den Paaren verschiedene zur Auswahl vorschlagen. Was wir jedem empfehlen ist, dass sie mit ein paar der Top-Kliniken in Kontakt treten und sehen, bei welcher sie das beste Gefühl haben.
Was geschieht nachdem ich eine der besten Kliniken, mit dem besten Gefühl ausgewählt habe?
Dann schickt das Paar alle seine eigenen medizinischen Untersuchungsergebnisse zu dieser Klinik. Die Klinik schaut sich dies alles an, sehr wahrscheinlich skypte man dann auch mit dieser Klinik um alles genauer zu besprechen. Wenn man sich danach sicher ist mit dieser Klinik den Prozess zu starten, dann wendet man sich wieder an seine Agentur. Mit der Agentur sucht man dann nach einer Leihmutter. Wenn die eigenen Eizellen und Spermien verwendet werden, dann macht man mit der Klinik einen Termin zur Entnahme der Eizellen und zur Abgabe der Spermien aus. Dies kann zu jedem Zeitpunkt passieren, denn die Embryonen werden dann eingefroren. Die Qualität ist bei diesem Vorgang inzwischen sehr gut.
Es dauert normalerweise 4 bis 5 Monate um eine geeignete Leihmutter zu finden. Deswegen sagen wir, starte mit deiner Agentur zuerst, dann suche deine Klinik aus, erledige alles für deine Embryonen und zu diesem Zeitpunkt solltest du dann auch deine Leihmutter haben. Danach startet der Prozess der Leihmutterschaft mit der Vorbereitung der Leihmutter, den Verträgen für beide Seiten und danach bist du soweit für den Embryotransfer.
Wie oft sollte das Paar in die USA reisen?
Die Wahrheit ist, so oft wie sie möchten. Die Leihmutter möchte die zukünftigen Eltern absolut involviert haben während der Schwangerschaft. Und natürlich würde dies jeder lieben, wenn es immer klappt. Aber wir wissen natürlich, dass nicht jeder immer hin und her fliegen kann und für sämtliche Untersuchungen vor Ort sein kann. Ein großer Vorteil für uns ist natürlich, dass es inzwischen FaceTime, Skype und das Internet gibt, dadurch kann man teilhaben ohne selbst vor Ort zu sein. In der Realität ist es sogar so, dass wir Klienten haben, die erst zur Geburt kommen. Dies bedeutet nicht, dass sie keine gute Beziehung zur Leihmutter haben, sie waren nur nicht selbst vor Ort.
Tatsächlich ist es 2 mal notwendig in die USA zu reisen. Einmal zur Abgabe des Spermas und der Eizellentnahme (soweit diese verwendet werden) und dann zur Geburt. Es ist also nicht notwendig öfter anwesend zu sein. Aber es ist natürlich schön, wenn man an den besonderen Momenten teilnehmen kann, wie z.B. den großen Ultraschall zur 20. SSW. Wir empfehlen, wenn es einem ein weiteres Mal möglich ist zu kommen, dann zu diesem Termin. Es gibt natürlich auch Menschen, denen ist es viel öfter möglich zu kommen, das kann immer alles mit der Leihmutter direkt abgesprochen werden. Wichtig ist, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht, dass man nicht an der Schwangerschaft teilhaben wird. Das wird man definitiv über Telefon, Skype, FaceTime und alle anderen Möglichkeiten die es gibt.
Ist es möglich die Eizellentnahme und die Spermaprobe in Deutschland durchzuführen und in die USA zu schicken?
Nein, nicht das ich wüsste. Wir hatten bisher noch nie Klienten die dies von Deutschland aus gemacht haben. Wir hatten es jedoch schon aus anderen Ländern, z.B. Hongkong und Australien, wo die Embryonen dort entstanden sind und dann in die USA geschickt wurden. Aber um ehrlich zu sein, es ist viel besser, wenn die Embryonen hier vor Ort, in der ausgewählten Klinik entstehen. Denn diese Kliniken haben sehr gute Erfolgsraten, wie 80% Schwangerschaftsraten. Es sind perfekt ausgestattete Labore und das wissen wir bei anderen Kliniken nicht. Und da die Qualität der Embryonen mit ausschlaggebend ist, ist es immer besser dies in einer der besten Kliniken vor Ort zu machen. Und wie gesagt, ich weiß nicht einmal ob es so überhaupt möglich wäre von Deutschland aus.
In den USA gibt es kein Gesundheitssystem wie in Deutschland. Muss man alles selbst bezahlen?
Ja, für alle Fruchtbarkeitsbehandlungen muss man selbst bezahlen. Es ist alles aus der eigenen Tasche, es gibt keine Versicherungen die in irgendeiner Weise dafür zuständig wären. Es gibt ein paar Staaten in denen gibt es Gesundheitssysteme die Fruchtbarkeitsbehandlungen übernehmen, aber wir sagen den Menschen immer nein. Da dies einfach nicht sicher ist, ob irgendetwas übernommen wird. Die Chance eine Leihmutter zu finden, die solch eine Gesundheitssicherung mit Kostenübernahme besitzt ist sehr gering.
Also alles für die Fruchtbarkeitsbehandlung muss man zu 100% selbst bezahlen.
Ein weiteres Thema ist natürlich die Gesundheitsvorsorge, das ist gerade ein sehr großes Thema in den USA, da wir da noch nicht wissen, wie es weitergeht. Bis Dezember letzten Jahres, konnten auf Antrag Vorsorgeuntersuchungen über eine Krankenversicherung der Leihmutter abgewickelt werden, wenn Leihmutterschaft nicht ausgeschlossen war. Aber diese Krankenversicherungen sind nun weg, diese Option hat im Dezember geendet. Das ist leider ein Problem des Systems in den Vereinigten Staaten.
Jetzt bleiben einem nicht viele andere Möglichkeiten. Man kann selbst eine Krankenversicherung abschließen, dazu gibt es spezielle Versicherungsagenturen. Aber dadurch ist es natürlich teurer geworden. Wir müssen abwarten was bis zum Ende diesen Jahres noch entschieden wird. Leider ist das die aktuelle Lage, ich wünschte es wäre anders.
Paare die sich für den Weg einer Leihmutterschaft entscheiden, haben bereits meistens einen langen Behandlungsweg hinter sich. Und auch wenn wir in Deutschland eine Krankenversicherung besitzen, war es eine Menge Geld die man bis dahin bereits ausgegeben hatte. Wie viel Geld sollte man mindestens noch zur freien Verfügung haben, um sich eine Leihmutter leisten zu können?
Es ist wirklich teuer. Da muss man ganz ehrlich sein. Auch ist es in den USA wesentlich teurer als in anderen Ländern, z.B. in Kanada. Heterosexuelle Paare können z.B. auch in die Ukraine gehen, es ist dort wesentlich billiger, aber auch ein bisschen risikoreicher, da die Erfolgsraten nicht so hoch sind wie in den USA.
In Wirklichkeit muss man mit so 130.000 $ bis 160.000$ rechnen. Aber diese Summen können natürlich nicht garantiert werden. Es hängt alles von dem Schwangerschaftsverlauf ab und den kann einem niemand vorhersagen. Läuft alles perfekt ist man am unteren Ende, läuft es nicht gut, ist man am höheren Ende. Deswegen ist es uns sehr wichtig, eine perfekte Ausgangssituation zu schaffen um nicht unnötig Geld zu verschleudern. Und da wir beide diesen Weg bereits gegangen sind, sind wir uns dieser Seite auch sehr bewusst.
Deswegen sollte man auch hier sehr genau aufpassen wie ehrlich die Agentur von Anfang an mit einem ist. Es gibt Agenturen, die versprechen einem immer das untere Ende und sprechen nicht über die möglichen Risiken, die auch noch mit abgedeckt werden müssen, wenn etwas schief geht.
In der letzten Zeit gehen die Agenturen und auch die Kliniken dazu über, nur noch 1 Embryo zu transferieren. Viele Denken eher, das ist doch schade, bei Zwillingen habe ich 2 Kinder zum Preis von 1. Aber das stimmt nicht. Zwillingsschwangerschaften sind wesentlich risikoreicher. Zwillinge werden oft früher geboren und die Gesundheitsvorsorge für zu früh geborene Zwillinge ist sehr teuer. Wenn sie am Ende für mehrere Monate in der Klinik bleiben müssen, gehen die Rechnungen schnell nach oben.
Unser Ziel ist es eine gesunde, erfolgreiche Schwangerschaft und Geburt zu haben mit so wenig Krankenhauskosten wie möglich, deswegen sind wir absolut für den 1 Embryonentransfer.
Auch wenn wir natürlich die Idee verstehen, ich möchte einfach Babys haben, je mehr desto besser. Aber nach solch einem langen Weg, ist der 1 Embryonentransfer insgesamt wesentlich besser und sicherer und auch günstiger als Zwillinge. Das versuchen wir unseren Klienten immer zu vermitteln.
Gibt es schriftliche Verträge über die Leihmutterschaft?
Ja, es gibt einen Vertrag mit der Agentur und es gibt einen Vertrag zwischen der Leihmutter und den zukünftigen Eltern.
Der Vertrag zwischen der Agentur und den zukünftigen Eltern ist eher ein kleinerer Standardvertrag über die jeweiligen Verpflichtungen.
Der größere Vertrag ist der zwischen der Leihmutter und den zukünftigen Eltern, da dort alle Einzelheiten genau festgelegt werden. Dort ist der Zahlungsplan mit aufgeschrieben aber auch Bedingungen zur Schwangerschaft können vereinbart werden. Wie zum Beispiel spezielle Wünsche der zukünftigen Eltern, dass die Leihmutter sich nur mit Bio-Lebensmittel ernährt und solche Dinge. Aber auch, dass sie den Anweisungen der Ärzte folgen muss. Hierin wird einfach alles schriftlich festgelegt, der Vertrag umfasst meist 40 Seiten. Im Laufe der Zeit ändern sich diese Verträge einfach immer wieder, sobald neue „Fälle“ auftreten und es gilt diese für die Zukunft abzusichern.
Was passiert wenn wir 130.000$ haben und es geht alles schief, wir brauchen soviel medizinische Hilfe zur Schwangerschaft und dann während der Schwangerschaft und Geburt, dass wir 300.000$ bezahlen müssten?
So etwas passiert nicht. Wenn so etwas tatsächlich vorkommt, dann sind sie in der falschen Agentur oder Klinik.
Nehmen wir mal an, wir haben eine Frau und einen Mann und von diesen beiden stammen Eizelle und Sperma. Es fanden bereits 2 Transfers statt und beide scheiterten. Dann sind wir bei vielleicht 60.000$ mit den Verträgen und allem drum herum. Sagen wir es sind dann noch 60.000$ auf dem Extra Konto für die Leihmutterschaft.
Wenn 2 Versuche fehlgeschlagen sind, dann wird der Arzt dem ganzen auf den Grund gehen. Woran lag es, waren es die Embryonen, war es die Leihmutter? War es die Leihmutter, suchen wir eine neue. Lag es an den Embryonen, dann wird der Arzt fragen: Möchten sie es noch einmal versuchen oder wollen sie weitergehen zur Eizellspende? Sie entscheiden sich für einen weiteren Versuch. Der Arzt wird versuchen alles noch zusätzlich mögliche bei der Leihmutter zu optimieren. Dieser 3. Versuch scheitert wieder. Nun wird die Leihmutter fragen, was ist los, was läuft schief. Und auch der Arzt wird alles nochmal checken. Aber wenn die Embryonen einfach nicht gut genug sind, dann wird er seine Empfehlung ganz klar zur Eizellspende geben.
So, wenn sie nun Tonnen an Geld haben, ok dann kann man es weiter und weiter versuchen, aber so verliert man Leihmutter für Leihmutter. Das möchte niemand gerne erleben. Deswegen werden wir dann auch ganz klar sagen, wenn du ein Baby möchtest, dann sollten wir mit Eizellspende weiter machen.
Da zu jedem Zeitpunkt diese Kommunikation zwischen euch, der Leihmutter, den Ärzten und uns stattfindet, ist es unmöglich auf 300.000$ zu kommen. Dies kann nur passieren, wenn man wirklich alle Ratschläge ausschlägt. Wir sind sehr darauf bedacht alles so wenig risikoreich wie möglich zu organisieren und so wenig Geld wie möglich zu benötigen. Dafür sollte man keine fast aussichtslosen Entscheidungen treffen.
Wie gut dann die Schwangerschaft und die Geburt verlaufen, können wir natürlich auch nicht vorhersagen. Aber es werden niemals plötzlich über 100.000 $ sein. Wie ich schon sagte, gibt es Versicherungsagenturen die darauf spezialisiert sind, dort sollte man sich einfach mal unverbindlich beraten lassen.
Also hat man immer eine Vorstellung in welchem Bereich man liegen wird?
Ja. Die meisten Klienten haben nicht Tonnen von Geld und niemand möchte es verschwenden. Deswegen folgt man erfahrungsgemäß immer den Empfehlungen der Ärzte und wählt im Vorfeld die besten Kliniken aus. Und wenn man ein heterosexuelles Paar hat und entweder die Eizellen oder das Sperma nicht gut genug ist, dann sollte man zur Eizellspende oder Samenspende übergehen.
Wenn es ein gleichgeschlechtliches Paar ist und denen ihre Eizellspende oder Samenspende, was wirklich sehr sehr selten vorkommt, ist nicht gut, dann sollte man einen nächsten Zyklus mit einem anderen Spender versuchen. Bei diesen Fällen ist es natürlich mehr, als es hätte kosten sollen, aber es ist nicht soviel mehr, wie in deinem Beispiel hunderttausende von Dollars mehr.
Das Geld für die Leihmutterschaft wird auf ein extra Konto vorab einbezahlt, damit dies gesichert ist. Ist dies die ganze Summe?
Exakt, das wird vorab eingezahlt. Eine gute Agentur, hat das Geld niemals selbst, sondern immer auf einem extra Konto, mit denen sie selbst nichts zu tun haben. Ebenfalls wird eine gute Agentur niemals das komplette Geld fordern, sondern einen Teil des Geldes, was für die Hauptversorgung der Leihmutter und des Babys während der Schwangerschaft fast komplett reicht. Ganz genau lässt sich dies eben nie vorhersagen.
Normalerweise wird nach 6 Monaten eine Teilabrechnung gemacht, wo man den zukünftigen Eltern eine Aufstellung aller bis dato entstandenen Kosten gibt und eine Auskunft über die wahrscheinlich noch zu erwartenden Kosten. Die werden ermittelt aus der aktuellen Situation. Zum Beispiel: Eure Leihmutter ist mit 1 Baby schwanger, die Schwangerschaft verläuft normal und es wird eine vaginale Geburt angestrebt, kein Kaiserschnitt. Daraus ergibt sich, dass ihr noch xy Dollar auf das Konto einzahlen müsst, welches dann bis zur Geburt ausreicht, wenn alles wie ab da geplant verläuft.
Kann die Leihmutter sich entscheiden, ob sie eine vaginale Geburt möchte oder einen Kaiserschnitt?
Nein, denn das ist eine medizinische Entscheidung. Was öfters passiert ist, dass eine Leihmutter bereits einen Kaiserschnitt hatte und gerne eine vaginale Entbindung erleben würde. Spricht medizinisch nichts dagegen, dann wird dies versucht. Wenn jedoch unter der Geburt, die Werte des Babys schlechter werden, dann kann sie nicht sagen, ich möchte eine vaginale Entbindung, egal wie. Das ist dann eine medizinische Entscheidung für das Leben des Babys und der Leihmutter, da können keine persönlichen Alleingänge gemacht werden. Genauso ist es andersrum, die zukünftigen Eltern können zur Leihmutter nicht sagen, du musst eine vaginale Geburt oder einen Kaiserschnitt haben. Auch das geht nicht. Diese Entscheidung trifft hier immer der behandelnde Arzt zum besten von Leihmutter und Baby. Ich weiß es gibt Leute die würden diese Entscheidung gerne treffen, aber die Wahrheit ist, man kann sich das zu Beginn zwar wünschen, aber ab einem gewissen Punkt treffen die Ärzte die Entscheidungen.
Wenn das Baby geboren ist, dann kommen die zukünftigen Eltern zum abholen in die Klinik. Was genau passiert dann, denn nach deutschem Recht ist es nicht unser Kind.
Doch es ist ihr Kind. Es werden direkt ihre Namen in die Geburtsurkunde eingetragen, denn wir fügen sie nur mit einer Leihmutter zusammen, die in einem Bundesstaat lebt, indem dies so erlaubt ist. Dann bekommt man einen amerikanischen Ausweis für das Baby und es ist ab da grundsätzlich erlaubt die Vereinigten Staaten mit dem Baby zu verlassen.
Die zukünftigen Eltern arbeiten in den USA mit einem amerikanischen Rechtsanwalt zusammen und zusätzlich bringen wir sie in Deutschland mit deutschen Anwälten zusammen, die sich darauf spezialisiert bzw. große Erfahrungen haben. Und ihr deutscher Anwalt wird sie auf dieser Seite mit den deutschen Behörden beraten und vertreten.
Haben alle eure deutschen Klienten ihre Babys ohne Probleme bei sich zu Hause in Deutschland?
Ja, alle Klienten sind mit ihren Babys mit einem amerikanischen Pass ausgereist und hatten dank ihrer Anwälte keinerlei Probleme mit der Papierarbeit in Deutschland um einen deutschen Pass zu bekommen. Aber dies klärt der deutsche Anwalt alles im Vorfeld bereits ab. Dies ist sehr wichtig.
Wie viele deutsche Klienten hattet ihr bisher?
Das hat sich im Laufe der Zeit erst entwickelt. Wir sind seit 14 Jahren im Geschäft und in den ersten 7 Jahren waren es vielleicht 1 oder 2. Erst danach hat es zugenommen. Aber eine genaue Zahl kann ich dir nicht sagen.
Aber grundsätzlich hat sich die Anzahl an Klienten aus Europa erst in den letzten Jahren vermehrt, wie Italien, Frankreich, Schweden. Aus England jedoch hatten wir schon immer viele Klienten. Und das ist sehr interessant, denn das sind alles Länder in denen die Leihmutterschaft illegal ist oder war. Ich denke es nimmt in den letzten Jahren erst zu, da die Menschen durch das Internet die Möglichkeiten haben sich mehr zu informieren. Ich glaube es ist auch die große Angst, dass jemand etwas darüber erfahren könnte, dies ist zumindest meine Erfahrung mit einigen Paaren.
Ja, das glaube ich. Es ist ein absolutes Tabu-Thema und irgendwie negativ behaftet. Wahrscheinlich weil es illegal ist, ist die Angst allein darüber zu sprechen schon so groß.
Es ist leider sehr schade, dass die ganze Leihmutterschaft mit Angst überschattet ist. Es ist so eine großartige Sache ein Baby zu bekommen und es wird so negativ dargestellt. Ich kann mich erinnern dass viele Australier und Israelis in Indien oder Nepal waren und als es dort verboten wurde sind sie in die USA gekommen, obwohl es soviel teurer war. Es ist einfach eine so verkehrte Denkweise, denn obwohl es in den Ländern illegal ist, ist es dennoch nicht verboten darüber zu reden. Aber auch dies wird noch nicht viel gemacht. Allerdings kann ich langsam einen Wandel erkennen, dazu tragen auch solche Veranstaltungen wie die Kinderwunschtage in Berlin bei. Und ich denke das ist eine gute Entwicklung.
Lauri vielen herzlichen Dank für das nette Gespräch und das ausführliche Interview, gibt es noch etwas zu ergänzen, was ich vergessen habe?
Nein, ich denke es ist großartig. Es war mir ein Vergnügen.