

„Ein geplanter Kaiserschnitt ist nach wie vor die sicherste Variante für das Baby“. Wow, was für ein Satz. Ich sitze im Wartezimmer bei meinem Arzt und lese die Bunte, wie ich gerade bemerke ein grober Fehler. Wer hat die Aussage getroffen? Natürlich Frau Beil, über die ich mich bereits früher geärgert habe. Wer noch nicht weiß, was ich meine, kann es hier, nachlesen.
Ich kann es nicht fassen, was in diesem Interview steht…
Frau Beil bekam Ihre Tochter, zur Sicherheit per Kaiserschnitt
Absolut nichts, spricht gegen eine sehr gute medizinische Versorgung und einen medizinisch nötigen Kaiserschnitt. Dies nur mal vorneweg, dass Du mich nicht falsch verstehst. Aber einen solchen Kernsatz zu äußern, ist schon sehr provokant und vor allem falsch!
Aber gut, Frau Beil ist auch im Interview, etwas widersprüchlich. Ihre Ärztin hat ihr zu einem Kaiserschnitt geraten. Auch der Sohn kam vor 8 Jahren per Kaiserschnitt. Andererseits, gab ihr Mann an, dass sie von den Parametern her, natürlich entbinden hätte können, da sie doch so gesund war in ihrer späten Schwangerschaft. Tja, was davon denn nun? Gesund und alles ok, oder doch zu alt, oder doch gesundheitliche Probleme und ärztlich empfohlener Kaiserschnitt? Also mir persönlich ist das nicht ganz klar geworden. Muss es aber auch nicht, ist ja jedem seine eigene Entscheidung. Dass was mich stört ist wieder einmal eine allgemeine Aussage: Ein geplanter Kaiserschnitt ist nach wie vor die sicherste Variante für das Baby. Denn das ist falsch!
Selbst die WHO sagt: Natürliche Geburt ist einem Kaiserschnitt vorzuziehen
Sowohl die WHO, als auch Frauenärzte sagen, dass ein nicht medizinisch notwendiger Kaiserschnitt mehr Risiken birgt als Nutzen. Eine Studie der WHO zeigt, dass eine Kaiserschnittrate bis zu 10% einen tatsächlichen Nutzen für die Gesundheit der Mutter und der Kinder hat, jedoch nicht darüber hinaus.
Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagt: „Kaiserschnitte nur dann, wenn sie medizinisch notwendig sind – Im Zentrum steht der Schutz für Mutter und Kind“, deswegen wurden Studien dazu in Auftrag gegeben. Diese Studien sollen dabei helfen, eine Leitlinie für Kaiserschnitte zu erarbeiten, damit die Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt auf einer noch besseren wissenschaftlichen Grundlage erfolgen kann.
Irgendwann sind wir leider von diesem natürlichen und wichtigen Weg abgekommen, denn in Deutschland kommt fast jedes 3. Kind per Kaiserschnitt zur Welt, ein Trend der auch durch diese neue Leitlinie durchbrochen werden soll. Nur 1 von 10 Kaiserschnitten ist wirklich medizinisch zwingend notwendig. Bei den restlichen 9, geht es um die Risikobewertung. Und diese fällt je nach behandelndem Arzt unterschiedlich aus. Dabei soll die neue Leitlinie helfen. Dadurch soll z.B. bei Beckenendlagen, vorangegangenen Kaiserschnitten, Zwillingsgeburten etc. die Risiken besser bewertet werden können. Dann kann bei den relativen Kaiserschnitten differenzierter entschieden werden.
Auch die Zeit des Kaiserschnittes ist wichtig. Es wurde nachgewiesen dass ein geplanter Kaiserschnitt nicht vor 39+0 durchgeführt werden sollte, denn dann ist mit wesentlich höheren Komplikationen, wie z.B. Atemproblemen zu rechnen.
Was ist ein Kaiserschnitt?
Ein Kaiserschnitt ist eine OP am Unterbauch. Seltsamerweise möchte sich niemand gerne den Blinddarm entfernen lassen und auch sind hierbei den meisten die Risiken im groben bekannt. Ein Kaiserschnitt jedoch, wird im Allgemeinen so betrachtet, als wäre er eine wirkliche Option zur natürlichen Geburt und keine große Sache. Geht man hier nun wieder auf Frau Beils Aussage ein, dann möchte Sie Dir mitteilen, dass dies auch der sicherste Weg ist. Natürlich sind aufgrund des medizinischen Fortschritts die Müttersterblichkeitsraten drastisch nach unten gegangen, sie liegen jedoch noch immer dreimal höher als bei einer natürlichen Geburt. Dies möchte ich Dir jedoch nur am Rande mitteilen, denn ein Kaiserschnitt war noch nie so sicher, wie in der jetzigen Zeit, und das ist auch nicht mein Hauptgrund dagegen. Sondern dass der Kaiserschnitt nicht als das angesehen wird, was er ist. Eine Bauchoperation, mit den dafür möglichen Komplikationen. Es handelt sich um eine größere Bauchöffnung, und keine leichte Schürfwunde. Wird der geplante Kaiserschnitt zudem noch vor Beginn der 40. Schwangerschaftswoche ausgeführt, ergeben sich auch für das Kind wesentliche Gefahren, die absolut vermeidbar wären. In diesem Sinne, kann und darf man nicht, von der sichersten Methode sprechen.
Ebenso ist es keine schmerzfreie Geburt, denn natürlich wird schmerzfrei Entbunden, danach jedoch beginnen bei einem Kaiserschnitt erst die Schmerzen. Denn die offene Wunde muss natürlich erst einmal verheilen. Bis dahin können mehr oder weniger starke Schmerzen auftreten. Und natürlich werden zur Wundheilung oder Schmerzlinderung weitere Medikamente gegeben, die über die Muttermilch an das Kind gehen können. Ganz abgesehen von den Medikamenten die während einem Kaiserschnitt verabreicht werden.
Risiko beim Kaiserschnitt
Es gibt natürliche eine ganze Reihe an Risiken, über die man aufgeklärt werden muss: Verletzungen benachbarter Organe oder Strukturen, Blutverlust durch Atonie (unzureichende Kontraktion der Gebärmutter), Wundheilungsstörung, Infektionen, Verwachsungen, Narbenbruch, Narbenwucherung, Risiko für Thrombosenbildung, Lungenembolie.
Für eine weitere Schwangerschaft kann es möglich sein, dass diese schwieriger wird, aufgrund von Narbengewebe, oder auch durch das mögliche aufreissen der alten Narbe.
Wichtig für Dich ist es, nach einem Kaiserschnitt Dich so schnell als möglich wieder zu bewegen. So kannst Du Deinen Blutrückfluss in Gang bringen, und somit einer Embolie entgegen zu wirken.
Aber auch für das Baby bestehen mehr Risiken, z.B. leiden Kaiserschnittkinder eher an Atemproblemen. Das Fruchtwasser wird nicht während der Geburt, durch das gebeugt sein und den engen Geburtskanal, nach draußen gedrückt. Denn das Kind wird einfach aus der Gebärmutter gehoben. Aufgrund dessen hat es wesentlich mehr Stress beim ersten Atmen und muss eventuell abgesaugt werden. Vor allem wenn vor der 40. Schwangerschaftswoche durch Kaiserschnitt entbunden wird, steigt das Risiko signifikant. Kaiserschnittkinder leiden häufiger an Anpassungsstörungen und müssen öfter überwacht werden. Grundsätzlich sind die Kinder einfach noch nicht „fertig und bereit“ zum geboren werden.
Ebenso darf die Zeit nach dem Kaiserschnitt nicht ausser Acht gelassen werden, es dauert wesentlich länger, bis die Frau wieder auf den Beinen ist, als nach einer natürlichen Geburt. Regenerieren müssen sich beide, keine Frage, aber schmerzfreier und leichter geht es ohne Bauch-OP.
Risiko bei natürlicher Geburt
Auch eine natürliche Geburt birgt Risiken, und wenn wirklich etwas nicht mehr optimal läuft, dann ist jeder froh, dass unsere Medizin heute soweit fortgeschritten ist. Das ist absolut klar.
Ansonsten birgt eine natürliche Geburt Risiken, die oftmals nur durch Störungen hervorgerufen werden, wie z.B. einen Dammschnitt, durch den dann wieder eine Wunde entstanden ist, die verheilen muss. Wie auch beim sogenannten „sanften“ Kaiserschnitt, wo nur die obersten Schichten geschnitten und der Rest gerissen/gedehnt wird. Sollte auch kein Dammschnitt mehr erfolgen, sondern lieber natürlich, soweit reißen lassen, wie es das Baby benötigt. Die Wunde verheilt so wesentlich besser. Aber es ist natürlich ein Risiko, dass es zu einem Damm- oder auch Vaginalriss kommen kann.
Ebenso kann ein Geburtsstillstand eintreten, und eine mögliche Verschlechterung der Werte beim Kind oder der Mutter, dies kann einen Notkaiserschnitt nötig machen, welcher dann unter Vollnarkose durchgeführt wird.
Grundsätzlich ist eine natürliche Entbindung risikoarm, wenn man die Frau in einer ruhigen Umgebung liebevoll begleitet und nicht störend interveniert. Wenn ständige Störungen auftreten, dann können daraus weitere Risiken entstehen.
Fazit:
Ich möchte Dir nochmals klar machen, dass ich nicht absolut gegen Kaiserschnitte bin. Mir geht es hier nicht um medizinisch notwendige Eingriffe, noch möchte ich die herausragenden und wichtigen Fortschritte in der Medizin schmälern. Auch möchte ich nicht Dir oder irgendeiner anderen Frau, das Recht absprechen sich für einen Kaiserschnitt zu entscheiden, das ist jedem sein gutes Recht, über seinen Körper selbst zu bestimmen.
Mir geht es allein darum, dass in der Allgemeinheit, der Kaiserschnitt als gleichwertig und in manchen Aussagen, wie Frau Beil sie getätigt hat, sogar als sicherer dargestellt wird. Und das ist falsch! Darüber wollte ich Dich mit diesem Artikel aufklären und Dir ein paar Links zur Verfügung stellen, anhand derer Du Dich selbst weiter informieren kannst.
Selbst das Bundesgesundheitsministerium und die WHO sind der Meinung, dass die meisten durchgeführten Kaiserschnitte nicht medizinisch notwendig wären. Das sollte sowohl uns, als auch den Ministern zu denken geben. Was läuft bei der ärztlichen Ausbildung schief? Warum gibt es die großen regionalen Unterschiede, die nicht medizinisch erklärbar sind? Planungsgründe? Kostengründe? Profitgründe?
In unserem Gesetz ist verankert, dass wir ein Recht auf eine Hebamme während der Geburt haben. Dieses Recht sollte die Bundesregierung unterstützen, damit wieder mehr Hebammen frei arbeiten können. Damit es wieder Geburtshäuser und Beleghebammen geben kann. Hebammen die geldlich nicht angewiesen sind auf die jeweiligen Wünsche ihres Krankenhauses, sondern ihre Vergütung wieder direkt als freie Hebammen bekommen. Und die auch nicht weisungsgebunden sind an den Arzt, sondern frei arbeiten und somit auch fest für ihre schwangeren Frauen einstehen können. Eine Geburt alleine begleiten und nur im Notfall, das weitere medizinische Personal dazu holen müssen. Eine Hebamme ist die Person, die mit einer natürlichen Geburt vertraut ist, und die diese begleiten kann, ohne störend zu intervenieren. Das wäre ein gutes Ziel und würde sicherlich die hohen Kaiserschnittraten senken.
Alles Liebe
Tanja
Quellen:
http://faktencheck-gesundheit.de/de/faktenchecks/kaiserschnitt/ergebnis-ueberblick/
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_geburt-kaiserschnitt_907.html
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=57363
http://www.who.int/reproductivehealth/publications/maternal_perinatal_health/rhr_hrp_10.20/en/
https://web.de/magazine/unterhaltung/stars/caroline-beil-natuerliche-geburt-32420986